24.09.2009

Buchtipp - Irmgard Keun: Kind aller Länder

Keuns Roman ist ein Jugend-/Erwachsenenbuch und ich finde, es ist das beste seiner Art.
Kully, das Kind aller Länder, ist mit ihren Eltern auf der Flucht vor den Nazis, da ihr Vater Schriftsteller ist. Das Exil treibt die Familie durch Europa und in die USA.
Der Roman ist aus der Sicht der zehnjährigen Kully geschrieben, die so unglaublich offen und klug die Welt sieht. Ein trauriges und komisches, wunderschönes Buch!

"Meine Mutter und ich sind meinem Vater eine Last, aber da er uns nun mal hat, will er uns auch behalten. 'Meine dicke kleine Goldammer', sagt er immer zu meiner Mutter, denn sie hat goldene fedrige Haare, eine runde weiche Brust wie so ein Vogel und ängstliche Augen, und immer sieht sie so aus, als wollte sie gleich fortfliegen. Sie sitzt auch nie richtig breit und fest wie ein Mensch, sondern wie ein Vogel auf einem Zweig.
Ich sehe meiner Mutter sehr ähnlich, sie hat nur viel blauere Augen als ich und dickere Beine und ist auch sonst viel dicker. Ihre Haare sind sauber gekämmt und hinten amKopf sanft zusammengeknotet. Meine Haare sind kurz und immer wüst. Meine Mutter ist viel schöner als ich, aber ich weine weniger."

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